Reflektion zur Ausstellungseröffnung vom 22.01.2015
Eine Ausstellungseröffnung für alle Sinne…
Donnerstag Abend, 18:00 Uhr, der ehemalige Gerichtssaal in der Gedenkstätte am Moritzplatz ist gut gefüllt mit Besuchern. Ein junger Künstler stellt seine Gemälde aus, an diesem Ort, zum Thema
„Repression in der DDR“.
Die großformatigen Bilder wirken erst einmal unkommentiert auf das Publikum, denn zu Beginn spielt der Magdeburger Musiker Wolfgang Mader ein Intro, selbst komponiert, er nimmt mit seiner
Musik bereits das Thema der Bilder vorweg.
Die Gedenkstätte am Moritzplatz und das Dokumentationszentrum des Bürgerkomitees Magdeburg e.V. zeigen in Kooperation eine Kunstausstellung, etwas Besonderes an diesem Ort. Darauf verweist in der anschließenden Begrüßung auch Frank Stucke von der Gedenkstätte Moritzplatz. Er geht auf die Darstellung und Aufarbeitung von Repression in der Kunst ein, auf die unterschiedlichen Genres, wie Musik, Ausdruckstanz oder Malerei. Denn mit 2 Tänzerinnen der Theaterballettschule Magdeburg wurden in einem Projekt in einer Zelle in der Gedenkstätte die traumatischen Erlebnisse eines ehemaligen politischen Gefangenen ausdrucksstark umgesetzt. Der aus dem Projekt entstandene Film wurde gezeigt und hat das Publikum beeindruckt, sprachlos und teilweise beklommen zurückgelassen.
Gespannt warteten nun die Besucher auf den Künstler, Dennis Niedermirtl aus Bremen. Dort war er nicht immer, er ist gebürtiger Magdeburger, er hat die DDR als Kind erlebt und seine ersten Erfahrungen mit Anpassungsforderungen, Gleichschalterei und Militarisierung im Schulunterricht gemacht – ohne es damals so benennen zu können.
Er stellt sich und dem Publikum Fragen: Wo wären wir heute, in und mit der DDR; Was hätte ich mit meinem Leben gemacht, aus meinem Leben? Wie ginge es mir dann in dieser späteren DDR? Er hat sich und
den Betrachtern viele Fragen mit seinen Bildern gestellt und teilweise beantwortet, Bilder, in denen Grautöne dominieren und kaltes Weiß. Und wieder hat Wolfgang Mader musikalisch
korrespondiert.
Beim anschließenden Rundgang durch die Ausstellung kam es zu lebhaften Gesprächen mit dem Künstler und unter den Besuchern.
Es war eine gelungene Vernissage. Wir wünschen uns für die Ausstellung viele interessierte Besucher.
Für den Mai 2015 ist geplant, die Bilder von Dennis Niedermirtl, die Tanzperformance und die Musik von Wolfgang Mader in der Gedenkstätte Roter Ochse in Halle zu zeigen. Der genaue Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben.
Fotos auf dieser Seite: Ute Gramm, Dokumentationszentrum
Roter Ochse 2015 und Halle-Forum 2017
"Mein Kumpel war damals an der Grenze, der hat an dem Flüchtenden vorbeigeschossen, denn er wollte nicht schießen..." - Besucher
"An diesem Tag hat der Sozialismus meinen Tag gerockt!!!" - Niedermirtl, als er Jungpionier wurde
"Genauso, wie auf diesem Bild, habe ich mich gefühlt - nackt und entblößt, die Wände kamen auf mich zu und haben mich erdrückt..." - Besucher, der von seiner Gefangenschaft berichtete
"Das da, das bin ich mit meiner Frau! Da sind wir über die Grenze, kurz vorher haben wir unseren Trabant bekommen!!!" - Besucher
" - Neue Grenzen - entstehen diese nicht heutzutage wieder, zumindest in den Köpfen der Menschen?" - Niedermirtl
"Jeder Tag ist für euch normal, ihr geht morgens zur Schule und ihr kommt zurück. Stellt euch vor, ihr werdet auf dem Weg zur Schule von zwei Herren eingeladen, mit ihnen ins Auto zu steigen, um einen Sachverhalt zu klären und ihr sagt nein, denn ihr müßt ja zur Schule, sie sagen, selbstverständlich fahren wir euch danach hin - und nach 7 Jahren kehrt ihr erst wieder zurück.........." - Zeitzeuge im Gymnasium